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Mittwoch, 14 September 2016 21:30

Nach 71 Jahren am Grab des Vaters

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Friedhelm Helberg und seine Schwester Margret Borchers auf dem Soldatenfriedhof in Mlawka. Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge hat dorthin mehr als 10 000 gefallene deutsche Soldaten umgebettet – unter ihnen Heinrich Helberg. Friedhelm Helberg und seine Schwester Margret Borchers auf dem Soldatenfriedhof in Mlawka. Der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge hat dorthin mehr als 10 000 gefallene deutsche Soldaten umgebettet – unter ihnen Heinrich Helberg. Friedhelm Helberg

Kinder des kurz vor Kriegsende gefallenen Heinrich Helberg machen Ruhestätte in Polen ausfindig.

Bericht aus der Zevener Zeitung vom 14.9.2016 von Thorsten Kratzmann

Heinrich Helberg, Landwirt aus Nartum, ist am 7. Februar 1945 im Alter von 35 Jahren bei Graudenz gefallen. Er hinterließ seine Frau und zwei Kinder. In der Nachricht an die Familie hieß es, er sei beim Überqueren der Eisenbahnbrücke bei Graudenz mit einem von ihm geführten Pferdegespann in der Weichsel versunken und seine Leiche nicht mehr aufgefunden worden. Eine von der Wehrmacht an einem Brückenpfeiler angebrachte Sprengladung sei in Folge Beschusses russischer Artillerie ausgelöst worden und habe weitere Sprengladungen zur Explosion gebracht, die dann die gesamte 1400 Meter lange Brücke zum Einsturz gebracht haben.

„Meine Mutter ist aufgrund dieser Nachricht stets davon ausgegangen, dass es ein Grab meines Vaters nicht gibt“, teilt Friedhelm Helberg mit. Erst im Mai diesen Jahres habe er eher zufällig erfahren, dass sein Vater seine letzte Ruhestätte auf dem Soldatenfriedhof in Mlawka (Polen) gefunden habe.

Nachforschungen beim Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge haben dann ergeben, dass der Obergefreite Heinrich Helberg laut Unterlagen der ehemaligen Wehrmachtsauskunftsstelle in Berlin zunächst in der Festung Graudenz auf dem Soldatenfriedhof im Grab 100 bestattet worden ist. Auf dem weitläufigen Festungsgelände, das bis 1993 militärisches polnisches Sperrgebiet war, waren nach den Unterlagen des Volksbundes rund 1000 deutsche Soldaten bestattet worden.

Im April/Mai 1996 konnten durch den Umbettungsdienst des Volksbundes aus dem Gelände der Festung die sterblichen Überreste von 926 Kriegstoten exhumiert und auf die Kriegsgräberstätte Mlawka überführt werden, so fand Friedhelm Helberg bei seinen Nachforschungen heraus.

Dabei hätten die Umbetter des Volksbundes nur noch sehr wenige zur Identifizierung beitragende Erkennungsmarken gefunden, die Gräber seien nicht mehr namentlich gekennzeichnet gewesen. Lediglich anhand der Meldungen der Berliner Wehrmachtsdienstelle war es möglich, Rückschlüsse auf die Identität der bestatteten deutschen Soldaten zu ziehen.

Auch die Erkennungsmarke seines Vaters habe nicht mehr aufgefunden werden können, so dass er schließlich seine letzte Ruhestätte auf dem Soldatenfriedhof Mlawka im Zubettungsblock G in den Reihen 66 bis 73 gefunden habe, erfuhr Helberg.

Die Kriegsgräberstätte Mlawka war in den Jahren 1940 bis ‘44 für die während des so genannten Polenfeldzugs gefallenen deutschen Soldaten angelegt worden. Neben den 1700 Gefallenen, die dort bereits während des II. Weltkriegs ihre Ruhestätte gefunden hatten, bettete der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge mehr als 10 000 gefallene Soldaten von Friedhöfen in der Umgebung in Mlawka ein.

Gemeinsam mit seiner Schwester Margret Borchers und seinem Sohn besuchte Friedhelm Helberg im August 2016 den Soldatenfriedhof. Voller Dankbarkeit darüber, nun endlich Gewissheit über die letzte Ruhestätte ihres gefallenen Vaters zu haben, legten sie dort ein Blumengesteck nieder. Als beeindruckend empfanden sie die würdevoll in eine Kiefernlandschaft eingefügte Gedenkstätte mit ihrer friedvollen Ruhe. Auf einer der Sammelstele am Rande des Gräberblocks fanden sie den dort verzeichneten Namen ihres Angehörigen mit den Personaldaten.

esichtigten die drei Nartumer die Stadt Graudenz, in deren Nähe Heinrich Helberg gefallen war und im Bereich der Festung von 1945 bis zur Umbettung 1996 bestattet gewesen war.

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