Mittwoch, 15 April 2015 12:38

Das Leiden der Casanova

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Das Bergungsteam des Nartumer Hafenvereins nimmt die Bergung der „Casanova“ im Beiboot vor. Das Bergungsteam des Nartumer Hafenvereins nimmt die Bergung der „Casanova“ im Beiboot vor. Frank Jagels

Die E.L.G.G. Casanova aus Hatzte ist am vergangenen Wochenende in den Nartumer Hafen eingelaufen.

Niemand weiß, wie alt die Casanova schon ist. Woher sie kommt. Wer sie erschaffen hat. Was sie schon alles erlebt und gesehen hat. Es sind nur die letzten dramatischen 30 Jahre überliefert.

Sie hatte eine Kollision auf der Elbe mit einem übermächtigen Dampfer, der sie in die Tiefe zwang. Mit schwersten Verletzungen (riesiger Rammschaden an Backbordseite) lag sie auf dem Grund der Elbe. Eigentlich hätte damit ihr Werdegang besiegelt sein können. Wenn da nicht das Ehepaar Leppert aus Hatzte gewesen wäre und sich dieses Schrotthaufens 1977 angenommen hätte. Sie haben sie in liebevoller jahrelanger Kleinarbeit in ihrer Scheune repariert und restauriert. Und irgendwann war es wieder so weit. Es ging wieder an die Elbe. In Jork Neuenschleuse spürte die Casanova erstmals wieder Wasser unterm Kiel. Ab jetzt ging es in jedem Frühjahr wieder ins Wasser. Elbe, Nordsee, Ostsee, Travemünde. Die Casanova kam wieder rum. Und in jedem Winter ging es wieder auf den sicheren Hof nach Hatzte.

Irgendwann beschloss die Familie Leppert ein Haus zu bauen. So musste sich die Casanova ein Jahr gedulden. Es folgte das nächste Jahr und noch eines und noch eines und so verstrichen die Jahre. Es hieß Geduld bewahren. Spätestens wenn ihr Herr in Rente ist, sollte es wieder zu Wasser gehen. Doch dann geschah das Unfassbare. Ihr Herr erkrankte und verstarb.

Und nun rostete die Casanova zwischen den Eichen und den Kühen, ohne irgendeine Zuversicht jemals wieder Wasser zu sehen.

Von diesem Schicksal hat der Nartumer Hafenverein im letzten Jahr gehört und auf der diesjährigen Hauptversammlung beschlossen sich dessen anzunehmen.

Ihr neuer Heimathafen ist jetzt Nartum. Statt Eichen und Kühe sind es jetzt zwar Mais und Pferde. Aber es ist ein Hafen. Mit Deich und Poller und jedes Jahr einem Hafengeburtstag mit Leuchtturm usw.

Bis zum diesjährigen Hafengeburtstag am 19.September soll die Casanova wieder hübsch aussehen. Denn direkt neben ihr soll das U-Boot der Setra Klasse des befreundeten U-Boot-Vereins aus dem Allgäu festmachen.

Und so wird die „Edgar Leppert Giacomo Girolamo Casanova“ sicherlich im Nartumer Hafen noch sehr viel mehr erleben, als es für manches andere nicht mehr seetüchtige Boot noch möglich wäre.

 

(Anbei ein paar Bilder. Weitere Bilder im internen Bereich der Homepage, welcher nur über eine Anmeldung zu erreichen ist. Diese Anmeldung ist nur für Nartumer erlaubt.)

Gelesen 4333 mal Letzte Änderung am Mittwoch, 15 April 2015 21:05